Klassiker der tschechischen Literatur:
Vítězslav Nezval (1900–1958) war einer der bedeutendsten und einflussreichsten tschechischen Dichter der Zwischenkriegszeit. Gemeinsam mit dem Theoretiker Karel Teige und der Künstlergruppe Devětsil beteiligte er sich ab 1923 maßgeblich an der Entwicklung des Poetismus, einer speziell tschechischen Kunstrichtung der Avantgarde. 1924 trat Nezval der Kommunistischen Partei bei, der er dann bis an sein Lebensende verbunden blieb. Auf Reisen nach Frankreich, Italien, Griechenland und in die Sowjetunion schloß er Bekanntschaft mit Surrealisten wie André Breton, nach seiner Rückkehr in die Heimat gründete er 1934 die tschechoslowakische Surrealistische Gruppe. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges arbeitete er mehrere Jahre als Leiter der Sektion Film am Informationsministerium. Seine Werke aus dieser Zeit sind poetisch und politisch vielgestaltig, Nezval verfasste ein Gedicht auf Stalin, geriet andererseits aber immer wieder in die Kritik, weil seine Werke nicht den Dogmen des sozialistischen Realismus entsprachen. 1950 begann eine Werkausgabe zu erscheinen, 1953 wurde Nezval mit der Ernennung zum Nationalkünstler geehrt.
Zu seinem umfangreichen Werk gehören neben zahlreichen Gedichten auch Dramen, Essays und Prosawerke für Erwachsene und Kinder, die bis heute in immer wieder neuen Ausgaben erscheinen.
Auf Deutsch erschienen:
Depesche auf Rädern: Theatertexte 1922–1927 (zusammen mit Karel Teige), übers. von Lothar Trolle und Karl-Heinz Jähn, Basis Druck 2001, (tsch. Originaltitel: Depeše na kolečkách)
Edison. Gedicht, übers. von Lutz-Erdmut Adolf, Vitalis Verlag 2001, (tsch. Originaltitel: Edison)
Valerie und die Woche der Wunder. Surrealistischer Schauerroman, übers. von Ondřej Cikán, Kētos-Verlag 2018, (tsch. Originaltitel: Valerie a týden divů)
Akrobat. Gedicht, übers. von Barbara Bausch und Eva Dymákova, Spector Books OHG 2020, (tsch. Originaltitel: Akrobat)
Vítězslav Nezval, Büste von Vítězslav Novák in Dalešice. Foto Jiří Sedláček
