Inseln

  • „Inseln“, Erzählungen, Übersetzt von Hana Hadas, Balaena Verlag 2021

Nach dem Berliner Notizbuch (2018) ist der Erzählband Inseln (übersetzt von Hana Hadas, Balaena Verlag/DE, April 2021) bereits die zweite Publikation Dora Kaprálovás in deutscher Übersetzung. Die Autorin bezeichnet ihr literarisches Werk als „ein Buch über die Seele“.  In Inseln findet sich der humorvolle Ton, das genaue Hinsehen, der Sinn für Tiefe hinter den scheinbar alltäglichen Begebenheiten, die man aus dem Berliner Notizbuch schon kennt. Dora Kaprálová hat ihre literarische Stimme und Form gefunden. Sie agiert als Reiseführerin zu inneren Orten indem sie äußere Bewegungen beschreibt. Und was ist Schreiben denn anderes, als ein Inselspaziergang durch dichten, undurchlässigen Nebel? Sie führt in den einundzwanzig „Inselgeschichten“, die eine jeweils in sich geschlossene Einheit darstellen, in die Abgründe der menschlichen Seele. Dabei schöpft sie aus eigenen Erlebnissen, schwenkt dann hinüber zu anderer Leute Schicksal um danach wieder zu ihren Gedanken zurückzukehren. Ihr Wohnort Berlin ist oft der Ausgangspunkt der fiktiven Reise, manchmal liegen die Inseln auch in der Nähe ihrer Geburtsstadt Brünn oder sogar in Arizona. Gelegentlich spielt sich das Geschehen in einer weit zurückliegenden Vergangenheit ab. Oder auch in einer phantasierten Parallelexistenz. Immer aber nimmt uns die Autorin mit in die „Inselwelt“ der jeweiligen Personen. Deren Lebensläufe sind vielfältig, skurril und manchmal gar unglaublich, ihre Gefühle sind uns aber allen wohlvertraut. Wir dürfen staunen, schmunzeln, mitfiebern und auch mit ihnen bangen und trauern. Nach der Lektüre der Inseln fühlt man sich, wie nach jeder geglückten Reise: reich an Eindrücken und Erlebnissen, gestärkt und vielleicht auch etwas getröstet.

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